Sammy

 

Heute vor einem Jahr

 

Am 28.6.2002 wollten Daniel und ich am Nachmittag zu meinen Eltern fahren. Wir wussten, dass wir bis abends dort bleiben würden und darum spielten wir, bevor wir gingen, noch ein bisschen mit unseren Miezekatzen. Nein, das stimmt nicht ganz. Wir spielten eigentlich nur mit Peppi, denn Sammy wollte mal wieder lieber kuscheln. Also haben wir für Peppi einen Ball hin und her geworfen (Schweinchen in der Mitte, absolutes Lieblingsspiel) und Sammy hat dabei neben Daniel auf dem Sofa und später auf dem Kratzbaum gelegen und zugesehen. Später, als wir dann wirklich fahren wollten, kriegten beide Kater noch den obligatorischen Abschiedsknuddler und wir verließen die Wohnung.

6 Stunden später, also kurz vor Mitternacht, kamen wir zurück. Beide Kater begrüßten uns wie immer im Flur. Sammy maulte so lange rum, bis ich ihn auf den Arm nahm und durch die Gegend trug. Dann setzten wir uns ins Wohnzimmer und schauten im Fernsehen einen Bericht über die "Red Hot Chilli Peppers". Peppi machte derweil Quatsch und zerrupfte das Zyperngras. Sammy sah dabei zu und ging irgendwann raus.

Um 1:15 am 29.6. 2002 wollten Daniel und ich dann endlich schlafen gehen. Wir lockten Peppi aus dem Wohnzimmer (das wurde und wird nachts verschlossen) und um sicher zu gehen, dass Sammy dort nicht mehr drin ist, riefen wir ihn. Aber er kam nicht. Noch kaum beunruhigt holten ich die Leckerchenschachtel aus dem Schrank und klapperte. Unsere Kater haben oft sehr tief geschlafen. Aber auch jetzt rührte sich nichts und mit einem Schlag waren Daniel und ich sehr besorgt. Wir liefen durch die Wohnung und guckten in alle Verstecke, die wir kannten. Und schließlich fand ich Sammy. Nachdem Daniel die Taschenlampe gebracht hatte, wurde sichtbar: Sammy lag unter unserem Bett (einer seiner Lieblingsplätze) und rührte sich nicht. Er reagiert nicht auf Ansprache und auch nicht auf geblendet werden. Seine Augen standen weit auf und er war ganz ausgestreckt. Da er mitten unter dem Bett lag, mussten wir ihn an den Hinterpfoten rausziehen. Und als er im Licht lag war klar, SAMMY IST TOT.

Ich war so erschrocken, dass ich erstmal gar nicht weinen konnte. Fassungslos musste ich ihn immer wieder anfassen, mein Ohr vor seine Nase halten, um sicher zu gehen, dass er wirklich nicht mehr atmet. Vorsichtig schloss ich ihm die Augen und wir legten ihn in seine Transportkiste. Wir stellten die Kiste neben uns aufs Sofa, denn an Schlaf war jetzt erstmal nicht zu denken. Als nach einer halben Stunde deutlich spürbar wurde, dass er wirklich kalt war und kein Leben mehr in ihm, da wurde mir erst wirklich klar, was gerade passiert war. Unser kleiner Eisbär, der aristokratische, eingebildete, zurückhaltende und doch so unglaubliche liebevolle und liebenswürdige Sammy ist nicht mehr bei uns. Nie mehr wird er wie ein Baby auf Daniels Schoß schlafen, so fest, dass man ihm ins Maul gucken kann. Nie mehr wird er sich auf meiner Hüfte durch die Gegend tragen lassen, um ja nix zu verpassen, nie mehr in der Küche auf seinem Hocker sitzen und beim Essen machen zugucken. Nie wieder werden wir Nachts wach werden, weil er im Flur sitzt und Selbstgespräche führt, nie wieder können wir seine perfekte Jagdtaktik beobachten können.  Nie wieder würde ich sein dichtes, kuscheliges Eisbärenfell anfassen. Er hatte uns einfach verlassen.

Sammy war nur gut 9 Monate bei uns. Und in diesen 9 Monaten hat er uns ganz allmählich sein Vertrauen geschenkt. Er war inzwischen so selbstsicher, dass er auf dem Rücken mitten im Flur rum lag.

Wir haben Sammy sehr sehr lieb gehabt und es hat so weh getan, dass er gehen musste. Auch wenn ich nicht weiß, woran er gestorben ist, bin ich doch sehr froh, dass es ohne Schmerzen und leid und ohne Kampf passiert ist. Dafür bin ich dankbar.

Wir werden den kleinen Eisbären nie vergessen und ich hoffe, er spürt, dass wir ihn vermissen und er kann sich daran erfreuen, dass Peppi in Lissi eine gute Freundin gefunden hat.

Ein ganzen Jahr, 12 Monate, 52 Wochen oder 365 Tage ist es jetzt her und auch wenn der Schmerz deutlich nachgelassen hat, werde ich diesen wahnsinnigen Schreck und diese Traurigkeit wohl nie wieder vergessen.

Mach es gut, Süßer, vielleicht sehen wir uns wirklich irgendwann wieder!

 

Sammy auf Wiebkes Arm